Let’s talk about MAW

Anfrage vom Kunden

Wir benötigen die Übersetzung von 20 Wörtern in 27 Sprachen. Könnte das der Stammübersetzer übernehmen? Bitte auch die Terminologie, das Translation Memory sowie das Referenzmaterial berücksichtigen. Leider haben wir das Referenzdokument nur in der Zielsprache. Könnten Sie uns die Übersetzung heute noch zur Verfügung stellen und ist es möglich, die Mindestpauschale zu umgehen?

Gedanken des Projektmanagers

Die 20 Wörter können wir wegen der Berücksichtigung der Terminologie, des TMs und des Referenzmaterials nicht offen an die Übersetzer verschicken, d.h. wir legen ein Projekt an sowie 27 Jobs für die jeweiligen Übersetzerteams. Die Übersetzer sollten sich vorab mit dem Referenzdokument auseinandersetzen, damit der Kontext klar ist. Das muss alles berücksichtigt und auch so kommuniziert werden. Ach ja, die Stammübersetzer für Englisch (US) und Französisch haben sind heute schon ausgebucht. Das müssen wir also anders lösen. Da werde ich den Kunden noch einmal kontaktieren müssen, ob wir den Liefertermin verschieben können.

Worum geht es hier eigentlich?

Diese Thematik ist in der schnelllebigen Zeit dank CMS-Systemen und einer Menge vorhandenen zielsprachlichen Contents präsenter denn je und beschäftigt sowohl Kunden als auch Übersetzungsagenturen sowie deren Übersetzer. Aber worüber genau wollen wir reden? Ich verrate es Ihnen: Bei uns steht MAW für Mindestauftragswert-Projekte.

Von einem Mindestauftragswert reden wir, wenn der Gesamtpreis für die Wörter nach der Analyse unter einem bestimmten Wert liegt. Jeder Übersetzer hat einen MAW und in der Regel auch unsere Kunden. Doch bei fast allen Kunden wirft dieser Punkt Unverständnis bzw. Fragen auf. Zu Unrecht wie Sie gleich sehen werden.

Ganz gleich und doch anders

MAW ist nicht gleich MAW und unter Umständen nicht einmal der einfachste Auftrag, den der Übersetzer in die Finger bekommt. Die Zeiten der simplen Word-Dateien, wo alles zu übersetzen ist und es keine kundenspezifischen Vorgaben gibt, scheinen so ziemlich vorbei zu sein. Jetzt bekommen wir kleine, fehlende Textschnipsel (Textbausteine oder -knoten bzw. -module) aus CMS-Systemen. Die Formate sind xml-Dateien, die unterschiedlichste Importfilterkonfigurationen je nach CMS-System benötigen. Gerne angefragt werden auch Excel-Dateien, in denen Übersetzungen in vordefinierte Spalten eingetragen werden sollen und die Zuordnung der Sprachen zu Spalten jedes Mal variiert. Oder es kommt ein Mini-Update einer Excel Datei: Die Änderung ist nicht markiert und befindet sich irgendwo inmitten der 2500 Zeilen. Ab und zu gesellt sich zu MAW-Aufträgen doch eine Worddatei, in der nur farblich markierte Textpassagen neu zu übersetzen sind.

Solche Aufträge sind für einen Projektmanager für die Vorbereitung genauso zeitaufwendig wie jedes andere Projekt auch. Durch den kleinen Umfang verringert sich der Aufwand nicht. Auch MAW-Projekte unterliegen der üblichen Datenvorbereitung: Texte ausblenden; xml-/xls-Filter konfigurieren; nicht zu berücksichtigende Texte für die Analyse sperren; Machbarkeitsprüfung; Arbeitsanweisung für den Übersetzer erstellen; richtige Ressourcen (Termbank, TM, Referenzdokument) aktivieren, etc.

Auf der Übersetzerseite gestaltet sich die Arbeit oft komplexer als die einer zweiseitigen Übersetzung eines Fließtextes. Warum ist das so? Bekommt der Übersetzer nur ein paar Begriffe ohne Kontext, muss er recherchieren oder sogar Rückfragen stellen, um genau den passenden Begriff zu finden, der in den angedachten Kontext passt. Sind in einer bereits übersetzten Datei nur ein paar Textpassagen neu zu übersetzen, muss sich der Übersetzer an den bestehenden Stil anpassen und im Dokument nach bereits festgelegter Terminologie suchen. Oder er muss für zehn Begriffe ein 120-seitiges Referenzdokument durchforsten, das nur in der Zielsprache vorhanden ist. Nicht so selten „verstecken“ sich in den MAW-Umfängen auch Slogans oder Titel, die kreatives Denken und Zeit verlangen. Die Natur der Mindestpauschale ist so, dass sie in der Regel keine komplexen Vorbereitungsprozesse und Berücksichtigung von zusätzlichen Referenzmaterialien und schon gar keine kreative Arbeit „verträgt“, weil die angesetzte Pauschale zu knapp bemessen ist. Nicht zuletzt ist auch die sofortige Verfügbarkeit eines Stammübersetzers ein Thema: Gute Übersetzer haben in der Regel immer zu tun und können nicht sofort und am gleichen Tag liefern. Beim Projektwechsel müssen Übersetzer umdenken, sich auf eine andere Terminologie und ein neues Thema einstellen. Ein MAW verleitet zu dem Gedanken, das Projekt sei schnell fertigzustellen, aber letztendlich verlangt auch dieses Projekt volle Konzentration und Aufmerksamkeit.

Was ist dann die Lösung?

Wir haben keine ultimative Lösung. Der richtige Ansatz wäre auf jeden Fall die Standardisierung der Dateien, bei denen auf jeden Fall ein MAW anfällt. Nur wenn Dateien standardisiert sind, lassen sich die Abläufe automatisieren. Und Automatisierung bedeutet schnellere Durchlaufzeiten und bietet eine bessere Basis für Preisdiskussionen.

Haben wir Interesse geweckt? 
Sprechen Sie uns einfach an, wenn Sie mehr erfahren möchten.

Marija Sperlich
Tel. +49 (0)9721 7035-19
marija.sperlich@enssner.de

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