Kulinarische Reise durch Italien

Sommerzeit ist Urlaubszeit. Doch dieses Jahr ist irgendwie alles anders. Fernreisen sind im wahrsten Sinne des Wortes in weite Ferne gerückt, aber auch die beliebten europäischen Reiseziele wie Italien haben unter dem ein oder anderen Sommerurlauber ihren Charme verloren, denn mit Urlaub verbinden wir immer auch das Abschalten vom Alltag. Dieses Gefühl will aber von vorneherein nicht so wirklich aufkommen, muss doch auch im Urlaub mit mehr oder weniger starken Einschränkungen gerechnet werden. Viele entschließen sich deshalb dazu, ihren Urlaub zu Hause zu verbringen. Das bedeutet aber nicht, dass man ganz auf das italienische Flair verzichten muss, deshalb nehme ich euch auf eine kleine kulinarische Reise durch Italien mit – selbstverständlich mit Originalrezepten zum Nachkochen, italienischer Musik und dem einen oder anderen Sprachtipp, damit ihr für die nächste Reise nach bella Italia gewappnet seid.

„Bel paese“ (dt.: schönes Land) wie Italien poetisch auch genannt wird, lockt jährlich Millionen von Urlaubern an. Doch nicht nur die Landschaft (il paesaggio) ist traumhaft schön, sondern auch la gente (die Leute), la lingua italiana (die italienische Sprache), il dolce far niente (das süße Nichtstun), la cucina italiana (die italienische Küche) … – basta poco per innamorarsi! Es braucht nicht viel, um sich zu verlieben.

Un caffè e un cornetto, per piacere!

Beginnen wir den wunderschönen Tag mit einem echten italienischen Frühstück, einem colazione all’italiana – “Un caffè e un cornetto, per piacere!” (Frühstück auf italienische Art: „Einen Espresso und ein Hörnchen, bitte!“) Das italienische Frühstück ist unter gar keinen Umständen mit einem deutschen Frühstück zu vergleichen. Für den Italiener reichen ein Espresso und ein Hörnchen zum Frühstück. Das nimmt er in der Regel auf seinem Weg zur Arbeit al banco (an der Bar) zu sich. In eurem Urlaub dürft ihr euer echt italienisches Frühstück gern auch im Sitzen genießen. Neben dem caffè bzw. der deutschen Erfindung „Espresso“ ist auch der Cappuccino bzw. Cappuccio sehr beliebt. Von Nord- nach Süditalien hin betrachtet, wird das Zeitfenster für den Cappuccino immer kleiner. Kann man sich im Norden noch um die Mittagszeit einen Cappuccio gönnen, ist das al Sud (im Süden) nicht gern gesehen. Wer sich also nicht direkt als Urlauber outen möchte, der sollte auf den Cappuccino am Nachmittag und den Espresso verzichten – ein caffè hingegen geht zu jeder Tageszeit. Als keiner Tipp für alle, die dieses Jahr auf den Italienurlaub verzichten: In der italienischen Bar eures Vertrauens bekommt ihr ebenso ein fantastisches, leckeres, italienisches Frühstück – bei ein paar Klängen von Gianna Nannini, Marco Mengoni oder Tiziano Ferro müsst ihr lediglich die Augen schließen und ihr fühlt euch fast wie im Urlaub.

Uno Spritz, per favore!

Nach einem kleinen Spaziergang oder dem Flanieren durch die Straßen, kann man sich fast schon einen kleinen Drink genehmigen. Zu den beliebtesten Exportschlagern zählt zweifellos der Aperol Spritz. Seine Heimat hat das beliebte orangefarbene Getränk in der norditalienischen Stadt Padua – dort könnt ihr euch schon für 2,50 € einen leckeren Spritz auf der Piazza dei Signori genehmigen. Serviert wird dieser leckere Drink dort als aperitivo in der Regel mit einer Olive und stuzzichini, kleinen Antipasti. Für all diejenigen, die sich den Spritz am liebsten zu Hause auf der Couch, dem Balkon oder im Garten gönnen. Eccola qua, la ricetta:

  • 3 Teile Prosecco
  • 2 Teile Aperol
  • 1 Spritzer Soda oder Mineralwasser
  • 1 Orangenscheibe bzw. eine grüne Olive mit Stein

In diesem Sinne: Salute!

Unser nächster kulinarischer Stopp bringt uns in die città eterna: Roma.

Die ewige Stadt bietet nicht nur für alle Sightseeing-Fans unzählige und spektakuläre Highlights. Auch kulinarisch hat sie Einiges zu bieten. Ein typisches römisches Gericht sind die spaghetti alla carbonara. Gemeint ist nicht das eingedeutschte Gericht mit Sahne – sondern la vera ricetta italiana che incontrate sulle pagine precedenti (con uova, guanciale e pecorino romano).. Ihr werdet feststellen, dass die carbonara wie sie in Italien serviert wird, wenig mit der hiesigen Variante dieses Gerichts zu tun hat.

Cucinalo anche tu! Buon appetito!

Das braucht ihr für vier piatti gustosi:

  • 320 g Spaghetti
  • 6 Eigelb
  • 150 g Guanciale
  • 50 g Pecorino Romano (frisch gerieben)
  • Schwarzer Pfeffer
  • Einen Topf mit Wasser zum Kochen bringen. Guanciale von der Schwarte befreien und in Streifen schneiden (ca. 1 cm).
  • In einer beschichteten Pfanne den Guanciale auf mittlerer Flamme anbraten. Dabei aufpassen, dass er nicht anbrennt.
  • In der Zwischenzeit das kochende Wasser gut salzen und die Spaghetti darin al dente kochen.
  • In einer Schüssel die Eigelbe kurz mit einem Schneebesen aufschlagen und den Pecorino Romano hinzufügen (etwas zum Garnieren beiseitelegen). Dann mit schwarzem Pfeffer würzen. Ein wenig vom Kochwasser der Spaghetti hinzufügen, damit die Masse etwas sämiger wird.
  • In der Zwischenzeit ist auch der Guanciale fertig. Die Pfanne vom Herd nehmen, die Pasta abgießen (dabei etwas vom Kochwasser auffangen) und die al dente gekochten Spaghetti zum Guanciale in die Pfanne geben. Kleiner Tipp: Die Pfanne darf nicht zu heiß sein, sonst stockt die Ei-Mischung.
  • Danach die Pecorino-Ei-Masse in die Pfanne geben und bei Bedarf etwas vom aufgefangenen Kochwasser hinzufügen je nachdem wie cremig ihr eure Carbonara wollt.
  • Danach auf vier Tellern servieren und mit dem übrigen Pecorino Romano und etwas schwarzem Pfeffer garnieren. Dazu passt auch ganz wunderbar ein Glas Chardonnay.

Buon Appetito!

Nach diesem leckeren Zwischenstopp machen wir noch einen letzten Halt am Fuße des Vesuvs – dove si trova una delle città più belle d’Italia: Napoli! Auch wenn Neapel die Heimat der besten Pizza der Welt, der margherita, ist, lassen wir die schöne Anekdote, wie die Pizza zu ihrem Namen kam, außer Acht. Über Neapel, seine Schönheit und seine Bewohner lässt sich viel erzählen – das wusste schon Goehte: vedi Napoli e poi muori. Aber eine wunderbare Sache der neapolitanischen Kultur, die nichts mit der Leidenschaft für den SSC Napoli und den immer noch wie einen Gott verehrten Diego Maradona zu tun hat, bringt uns wieder zu unserem Ausgangspunkt zurück: dem caffè.

Allora prendiamoci un caffè!

Denn einen der besten caffè gibt es in Neapel. Und auch hier spiegelt sich die Herzlichkeit der Napoletani wider: Zusätzlich zu seinem eigenen caffè bezahlt man einen sogenannten caffè sospeso, der vom barista an einen Bedürftigen ausgeschenkt wird. Bis zu unserem nächsten Italienurlaub können wir von Neapel mit Goethes „Italienischer Reise“, einem leckeren caffè aus der eigenen Mokka und „Una notte a Napoli“ von Pink Martini träumen.

Buone vacanze!

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Jennifer Full
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