Abrechnung „Wörter vs. Zeilen“.
Und die damit verbundenen Probleme.
Und die damit verbundenen Probleme.
Vorbemerkung:
Es gibt eine Vielzahl landesüblicher Abrechnungsmodelle von Übersetzerhonoraren: Das amerikanische Übersetzungsbüro rechnet in Dollar Cent je Ausgangswort oder in Zeichen, die Engländer rechnen in Pfund nach 1.000 Ausgangswörtern, die Franzosen in € nach übersetzten Wörtern, die Deutschen in € nach übersetzter Zeile und die EU in € nach Normseite.
Schwierig wird es für das Übersetzungsbüro oder die interne Übersetzungsabteilung, wenn Übersetzungen in verschiedenen Ländern eingekauft und weiterberechnet werden: z. B. in Pfund pro 1000 Wörter eingekauft und auf Zeilenbasis weiterberechnet. In den letzten Jahren hat sich allerdings als „Quasi-Standard“ die Abrechnungsbasis auf Ausgangswörter durchgesetzt. Gründe hierfür sind sicherlich die Globalisierung (Global Sourcing) und der Einsatz von Translation Memory Systemen, die international eingesetzt werden und die Ausgangssprache als Basis für die Abrechnung nehmen. Ein Vorteil dieses Systems ist auf jeden Fall, dass die Preise besser vergleichbar sind und dass die Übersetzungskosten bekannt sind, bevor eine Zeile übersetzt wird.
1.) Was genau ist eigentlich eine Zeile?
Die Normzeile (auch Standardzeile) ist eine in der Übersetzungsbranche übliche Größe zur Abrechnung von Übersetzungen. Besonders in deutschsprachigen Ländern wird nach Normzeilen im Zieltext abgerechnet, in englischsprachigen und romanischen Ländern werden häufig die Wörter im Ausgangstext gezählt. Anders als es die Bezeichnung „Normzeile“ vermuten lässt, enthält die (ungültige) DIN-Norm DIN 2345 bzw. die Europäische Norm EN 15038 (Übersetzungsaufträge) keinen Zahlenwert für ihren Umfang; eingebürgert haben sich jedoch in Deutschland 50 – 55 Anschläge einschließlich der Leerzeichen. (Quelle: Wikipedia)
Drei Probleme:
- „…Deutschland 50 – 55 Anschläge einschließlich der Leerzeichen.“
- „…nach Normzeilen im Zieltext abgerechnet,…“
- „ab wie vielen Anschlägen wird eine Zeile als ganze Zeile gezählt“
Bemerkung:
Wir rechnen die Standardzeile mit 50 Anschlägen einschließlich der Leerzeichen, d.h. Gesamtzeichen (mit Leerzeichen) / 50 Anschläge = Anzahl der Zeilen
2.) Welches Abrechnungsmodell ist das Bessere?
Schwieriges Thema, denn es gibt keine klare Entsprechung zwischen Wort und Zeile verschiedener Sprachen und erschwerend kommt die Tatsache hinzu, dass Sprachen unterschiedlich lang laufen. Für die wichtigsten Handelssprachen rechnen wir mit folgenden Expansionsfaktoren (ggü. dem Deutschen): Englisch 0%, Französisch + 20% und Spanisch und Italienisch + 25%
Bemerkung:
Je nach Ausgangssprache und Textart (Fließtext, Technische Dokumentation, …) rechnen wir für die groben Wörter in Standardzeile, z.B. bei Deutsch mit 7 Wörtern/Zeile und bei Englisch mit 8,5 Wörtern/Zeile. Wir rechnen jedoch nur nach Wörtern/Ausgangstext ab und haben auch gar keinen Zeilenpreis mehr festgelegt!
Da leider oft der Zeilenpreis und auch der Wortpreis für die Ausgangssprachen Deutsch bzw. Englisch gleich sind, wäre für uns eine Abrechnung auf Zeilen bei Deutsch als Ausgangstext und eine Abrechnung nach Wörter bei Englisch als Ausgangstext besser, siehe nachfolgendes Beispiel (800 Seiten Technische Dokumentation):
a.) Deutsch (Ausgangssprache):
190.584 Wörter à 0,15 EUR = 28.587,60 EUR
27.103 Zeilen (1.355.139 Zeichen (mit Leerzeichen) / 50 Anschläge) à 1,05 EUR = 28.458,15 EUR
b.) Englisch (Ausgangssprache):
218.755 Wörter à 0,15 EUR = 32.813,25 EUR
26.191 Zeilen (1.309.534 Zeichen (mit Leerzeichen) / 50 Anschläge) à 1,05 EUR = 27.500,55 EUR
3.) Fazit:
Wie schon eingangs erwähnt, hat sich eine Abrechnung nach Ausgangstextes durchgesetzt. Für den Übersetzer, das Übersetzungsbüro und interne Übersetzungsabteilungen wäre dann eine Abrechnung nach Zeichen (mit Leerzeichen)/Ausgangstext die beste und vor allem eine faire Lösung. Leider ist das aber nicht der „neue“ Standard. Wir rechnen zum Beispiel in der Regel nach Wörter/Ausgangstext ab.
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Christian Enssner
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